Moshpit: Die 10 meist unterschätzten Bands
Manche Künstler oder Band hätte eine grosse Kariere verdient, ohne Wenn und Aber! Nachhaltigen Erfolg. Ein bisschen Anerkennung. Doch es blieb zahlreichen verwehrt, aus diesem oder aus jenem Grund. Der Erfolg und die Wertschätzung kamen nicht oder zu spät. Oder die Lorbeeren wurden von anderen eingeheimst. Oder das Management hat sie brutal verarscht. Oder der Markt war noch nicht reif. Oder die grossen Radiostationen boykottierten sie. Oder ihr Sound war unverkaufbar. Oder die Welt ist ganz einfach ungerecht.
Wie auch immer, wenn schon die 10 meisten überschätzen Bands zur Sau gemacht werden, muss nun natürlich der Gegenentwurf folgen. Hier sind sie: Die zehn meist unterschätzten Bands meines Jagdgebietes!
Nummer 10 - Julian Cope
Getarnt hinter d
er Maske süffiger Popsongs, verbirgt sich nicht selten der nackte Wahnsinn, der nackte Wahnsinn der sich in der Welt des Julian Cope abspielt! Julian Cope hat in seiner langen Karriere mit seine zahlreichen Projekten (derer Member später beispielsweise Echo & the Bunnymen oder Dead or Alive gründeten) zahlreiche Songs von grosser Qualität und einzigartiger Ästhetik kreiert, die sich oft nahe am eingängigen Pop, stets aber seltsam verschroben und nicht selten latent unbehaglich präsentieren. Einige davon durchaus mit dem Potential eines Hits. Und der gute Mann hätte es schon nur aufgrund seines endlosen sprudelelenden Quells an Kreativität verdient, ein grosser Star zu werden. Aber, und da bin ich mir sicher, er will dies gar nicht so richtig. Und ehrlich gesagt; manch einer würde beim Abspielen der Cope-Songs während dem gängigen Radioprogramms schleichend ins Lalala-Land abdriften, ohne etwas zu bemerken!
Dabei bedient sich Cope unterschiedlichster Stilmittel, variiert selbige schon innerhalb der Songs, deutlicher auf seinen Alben, und schon fast grenzenlos über die gesamte Karriere gesehen. Anfänglich noch in einer Mischung aus Synthie-Pop und Psycedelic-Rock. Später krautrockig, punkig, manchmal dem Folk, dann wieder den Singer and Songwriter-Stuff zugeneigt. Akustische Liebeserklärungen die einander ablösen, ersetzen, verdrängen, manchmal auch harmonisch nebeneinander stehend, dann gar symbiotisch verwoben sind, sich gegenseitig befruchten! Irgendwie sollte für jeden etwas dabei sein; worin sich vielleicht das Problem (kommerziell gesehen) manifestiert. Ein zu breites Flächenbombardement, dass sich wohl bei keiner Zielgruppe nachhaltig platzieren kann, im Zusammenspiel mit dem süssen Wahnsinn wohl einfach zu reizüberflutet daher kommt, um wirklich viel verkauft zu werden … darum kennt kaum ein Knochen den guten Mr. Cope!
Nummer 9 - King's X
King's X, seit Jahren im Biz unterwegs, seit Jahren von Kritikern und Musikerkollegen hochgelobt, seit Jahren permanent erfolglos … fasst relativ knapp und relativ treffend das Schaffen und Wirken der drei Texaner zusammen!
Wobei erfolglos heissen soll, wie eigentlich immer in diesem Post: nicht mit der angebrachten Wertschätzung gewürdigt!
Ihr Sound, zeitlos, stillvoll, unberechenbar und einfach nur cool, prägte schon Ende der 80er so manches Wasserzeichen, welches zu späteren Stunden die späteren Trents, heute als modern, hype und zeitnah geltend, markierte. King's X verstehen es gekonnt, sich zwischen alle Stühle zu setzen und sind dadurch nur äussert schwer greifbar; was ev. das Geheimnis ihres Misserfolgs sein mag!
Manchmal cool groovend, dann wider wunderbar beschwingt, oft ausufernd aber stets kontrolliert, treffen eingängige Melodien auf puren Rock n‘ Roll, bringt nicht selten die Soul des Souls mit sich. Ihre Songs lassen sogar jazzigen Arrangements Luft und Raum, Gitarre, Bass und Drum spielen harmonisch zusammen, entfernen sich voneinander, kreieren eine in sich stimmige Dissonanz (gibt’s das?) um sich dann wider zu finden und gemeinsam in Harmonie und Würde des Weges zu ziehen… irgendwie so!
Und ja, es wird immer und immer wieder erwähnt, und es ist zweifellos eines der unverwechselbare Markenzeichen der der Texaner; aufgrund des oft dreistimmigen Gesangs erinnern die Könige an die eine, an die einzige, an die ganz grosse Band aus Liverpool, deren Namen in Zusammenhang mit King's X immer wieder fällt! Was weiss Gott keine Schande ist! Denn kaum eine andere Band schafft es, so dezent, respektvoll und doch eindeutig und offensichtlich die Beatles zu zitieren! Wodurch nicht selten der Eindruck entsteht, dass sich genauso und genau jetzt die vier Pilzköpfe anhören könnten… und dies, dies ist wahrhaftig eines der grössten Komplimente, das man aussprechen kann!
Nummer 8 - Front 242
Zugegeben, Fron
t 242 sind eigentlich zu bekannt, um in so einem Post aufgeführt zu werden. Stellvertretend für zahlreiche andere Electro-Bands, derer Einfluss auf die heutigen Hörgewohnheiten nicht gross genug eingeschätzt werden kann, sollen sie hier aber nichtsdestotrotz Erwähnung finde.
Front 242 müssen quasi als Initiatoren der EBM angesehen werden, und stellen somit in erheblichem Masse das Grundgerüst dar, auf dem mehr oder weniger alle tanzbaren Electro-Genres aufgesetzt sind. Und dies, dies ist doch einfach bei den heutigen Goa-und Techno-Kids zu wenige im Bewusstsein!
EBM, diese Anfang der 80er entstandene Strömung nahm ihre Inspiration aus den frühen, ehr experimentell ausgereichteten Industriel-Bands, fuhr die Extremität zurück und präsentiert so einen neue Subkultur, die zwar eigenständig, kaum kommerziell taktierend, aber doch eine grössere Masse ansprechen sollte. Wenn auch nicht vollends darauf verzichte wurde, sollten die Provokationen der Industriel-Szene, seien dies das medienwirksame Auftreten bezüglich martialischer Ideologie, oder die ins schmerzhaft ausufernden Lärmorgien, in ein erträgliches Mass konvertiert werden. Trotzdem sollte die EBM im Verglich zu dem heutigen Clubsound wesentlich radikaler zu Tage treten. Anstelle einer weltfremden Utopie oder diesem ausufernden Hedonismus, standen Konflikte und Konfrontationen mit der Realität; mit dem kalten Krieg, der Industrialisierung oder mit politischen Spannungen.
So provozierte auch Front 242 als einer des ersten mit einem an Paramilitarismus angelehnten Auftreten. Schusssicher Westen und an Songtitel, die nicht selten an gängige politische Kampfbegriffe gemahnen, waren die markantesten Trademarks. Soundmässig produzierten Front einen tanzbaren, rein elektronisch groovenden Sound, dessen Roots im Punk und dem Industriel der frühen Jahre zu finden war. Zahlreich Club-Hits sollten eine neue Art der Jugendkultur einleiten, keine betrinkenden, grölenden Rock'n Roller, keine seichten dahinschmachten Popper, sondern neue, synthetische Klänge, deren Nachhaltigkeit zu diesem Zeitpunkt kaum abzusehen waren. Schlussendlich war es die die Geburtsstunde eines neuen Genres! Selbstverständlich gab es neben Front 242 noch andere, einflussreiche Bands und Projekte, selbstverständlich zogen auch Front 242 ihre Inspiration bei andern Pionieren ab, die es schon länger gab. Doch behaupte ich trotzdem mal, dass es ohne Front 242 die Loveparade nie gegeben hätte! Lässt sich so natürlich nie und nimmer beweisen, aber eben auch nie und nimmer vollständig wiederlegen!
Nummer 7 - Saint Vitus
Der heilige Veit, Namensgeber des Sankt Vitus-Tanzes, wiederum Namensgeber eines Black Sabbats Songs, seine Zeichen wiederum Namensgeber der hier beschriebenen Band … der heilige Veit hätte sicher Freunde gehabt … an Saint Vitus!
Gestartet als die einzig legitimen Erben Black Sabbaths der Osbourne-Ära, halten Saint Vitus seit 79 die Flagge des lauten Rock'n Rolls empor, ungeschönt schnörkellos und nur aufs Wesentliche reduziert! Von Anfang an verzichteten sie auf den überladenen, epischen Pathos, dem nicht wenige andere Doom-Bands verfallen sind. Ultramaskulin und testosteronüberflutet gaben sie seit Beginn ihrer Karriere, vor allem aber nach dem Einstig von Scott Weinrich, ihre Vision des furztrockenen, dreckigen, spartanisch und knochenharten Heavy-Rock zum Besten. Und sollten nie auch nur den geringsten Erfolg damit haben, Kacke verflucht!
Eigentlich schwer verständlich, denn ihr Sound müsste doch eigentlich einen breiten Klientel abholen: Hard-Rocker der 70er, Bikers und natürlich die offensichtlichen Black Sabbath-Fans, aber auch sonstige, Stoner, Epic-Doomer und auch die Death'n Roller und … ach komm, eigentlich doch irgendwie alle Stromgitarren-Leute! Schwer verständlich, dass Saint Vitus zu keiner schönen, soliden Hard Rock-Karriere durchstarteten. Nicht im Sinne von Guns'N Roses oder AC/DC, aber eine paar Auftritte an den grossen Festivals, Touren durch die mittelgossen Hallen von Europa und ab und an der Supporting-Act im Gepäck von Metallica oder Anthrax hätte es schon sein dürfen.
Mehr oder wenige während ihrer gesamten Karriere galten St. Vitus als eine der einflussreichsten Hard Rocker und unangefochten Pioniere des Doom-Metals. Nebst dem anerkennenden Schulterklopfen der Szene blieb aber kaum etwas davon nachhaltig hängen, vor allem nicht die verdienten Peseten! So bleibt nur der Nimbus übrig, dass Saint Vitus einer der letzten richtigen Rockbands sind, eine Band von Männern für Männer, Männer mit richtigen Eiern, Eier wie Kokosnüssen!
Nummer 6 - Celtic Frost
Als Hellhammer gestartet und mit ganz übler Produktion ausgestatten, kreierten drei Zürcher (ein für alle Mal: ein Bürger von Zürich ist ein Zürcher, kein verdammter Zür-i-cher!!) einen räudigen Sound, der später durch Bathory oder Mythem zu einer neuen Kunstform hochstilisiert werden sollte.
Nach der Umbenennung in Celtic Frost (meine Fresse, dieser Name ist einfach nur purster Heavy Metal) sprengten sie alle Grenzen in ihrem eng abgesteckte Territorium und hätten eigentlich ununterbrochen mit Innovationspreisen überhäuft werden sollen. Stattdessen waren sie ihre Zeit halt gut und gerne 10 oder mehr Jahre voraus und sollten erst mit dem Siegeszug des Black Metals (der zweiten, der skandinavischen Welle) und der Salonfähigkeit eines Marilyn Manson und Konsorten die Lorbeeren abholen, die ihnen zustehen!
Denn heute, heute beruft sich manch einer auf CF, egal aus welcher Sparte des Extrem Metals! Mit artfremden Elementen, sei dies Frauengesang oder klassischen Einsprengsel, überforderten sie jedoch zu ihrer Zeit so manchen Journalisten erheblich. Die alten Säcke unter uns, zu denen auch ich gehöre, mögen sich ev. noch erinnern, wie seiner Zeit Cetic Frost regelmässig von den Musik-Gazetten als wirrköpfige, unfähige Soundanalphabeten stigmatisiert wurden! Dies mag zwar aufgrund der Hellhammer-Outputs eine gewisse Berechtigung haben, war spätestens aber mit der Veröffentlichung von To Mega Therion vollkommen unangebracht.
Aber To Mega Therion war eh nur ein laues Lüftchen, quasi der Verbote des Orkanes, der da in Form von Into the Pandemonium folgen sollte! Ein Monster von einer Platte! Dermassen mutig, unkonventionell und kompromisslos , dass ob dieser kommerziellen Verweigerungshaltung erneut ein grosser Teil der Journalisten damit überhaupt nicht klar kam. Notabene dieselben Journalisten, die Into the Pandemonium heute zu den wichtigsten LP des Metals zählen, die schon immer glühende CF-Fans waren, die schon immer diesen Nonkonformismus liebten, die heutzutage in jeder Cannibal Corps oder Immortal oder Moonspell-Scheibe die Einflüsse von CF heraushören wollen.
Nein, damals wurde CF aufgrund des technischen Infantilismus aus Hellhammer-Tagen regelmässig abgewatscht, und auch unter dem Label Cetic Frost blieb der Ton grosso modo derselbe. Auch die betrinkenden Rocker sollten die Tiefe von Into the Pandemonium nicht erfassen können, fanden zwar einige Riffs ganz cool, die Scheibe im Grossen und Ganzen aber irgendwie schräg!
So bleib der kommerzielle Erfolg, der zwischenzeitlich wahrlich verdienet gewesen wäre, weiterhin aus.
Wären die Frosties auf den fahrenden Zug aufgesprungen, hätten sie den x-ten Aufguss von Regin in Blood oder Masters Of Puppets zelebriert; die Karriere wäre wohl ganz anders verlaufen.
Nummer 5 - Madrugada
Manche Songs hören sich so an, als hätten sie der beste Freund oder ein sonstiger, geliebter Mensch ganz persönlich nur für dich geschrieben. Songs, die dich genau da nehmen, wo du es in genau diesem Moment benötigst, die dir die Hand reichen und so durch die schweren, dunkeln, aber auch die schönen und genussvollen Momente deines Daseins führen.
Madrugada sind befähigt, solche Songs zu schreiben. In ihrer Heimat Norwegen schon seit langer Zeit Stars und mit Preisen überhäuft, sind sie ausserhalb Skandinaviens nie über den Insider-Tipp hinweggekommen. Nicht wenige werden beim Namen Madrugada an eine Salsa, Merengue-oder Bossa Nova Band denken!
Madrugada spielen jedoch in einem ganz und gar anderen Stadion. Mit ihrem rauen und kraftvollen Sound, geht stehst auch eine nachdenkliche, atmosphärische Schönheit einher. Ohne groben Schnitt und äusserst homogen kombinieren Sie antiquiert klingend Arrangements mit zeitgemässer Alternativ-Rock-Ästhetik.
Madrugada verstehen es gekonnt, jedem Song, ob todtraurig oder leicht abgedreht rockend und rollend, einen ureigenen Stempel aufzudrücken. Keine Frage, Madruganda sind ohne Zweifel eine wichtige Band! Denn jeder von uns wir irgendwann in der Stimmung anzutreffen sein, in der genau und nur Madrugada als Medizin einzusetzen ist. Nur selten gelingt es einer Band, dermassen souverän den Spagat zwischen tiefgründigem Anspruch und trendiger Coolnes zu vollziehen. Angenehm schrammiger Indie-Rock trifft auf verdichteten Schweremut. Getragen von dieser durch Rotwein, Whisky und Ziergarten aufgerauten Stimme, entstehen vor dem inneren Auge Bilder voller dunkler Romantik, morbider Schönheit, eine Staffelei des Weltschmerz … jedoch einfach saucool und zeitgemäss präsentiert!
Jeder ernsthafte Rock n Roller müsste irgendwo in den fünf Studioalben von Madrugada sein persönliches Kleinod finden. Und schon nur deshalb hätte es dies Band verdient, gross und berühmt und unermesslich reich zu werden! Wer dermassen elegant die Quintessenz der ernsten Rockmusik destilliert, ist in der sich stets selber kopierenden, nur auf Profit ausgerichteten Musikwelt ein Unikum.
Nummer 4 - The Young Gods
Wenn sich rülpsende Frösche mit einem tollwütigen Mixer ein Stelldichein geben, Depeche Mode einen Song mit den Stilmitteln der Swans einspielen, dazu Jim Morrison-Texte rezitieren und im Hintergrund eine Stooges-Platte aufgelegt haben, wenn Explosionen zur Drehleier auf der Kirmes tanzen und amoklaufende Riffgewitter den Beischlaf mit New-Age-Klängen vollziehen … dann habt ihr sicher ein alte Young Gods-Schibe aufgelegt! Klingt abgedreht? Klingt abgedreht, weil es abgedreht ist!
Sich stets eine Dreck um allfällige Konvention des Mainstream scherend, erschufen die Schweizer Mitte der 80er ihren ureigenen, bis heute unerreichten und kaum berührten Mikrokosmos aus Electro, wüst fetzenden Gitarrensamples und Franz Treichlers Whiskeystimme.
Den Pfad den die jungen Götter betraten (der Name ist übrigens ein Songtitel ihre Idole, der New Yorker Swans), ging davor kaum eine andere Combo derart konsequent, am ehestens noch die durchgeknallten Slowenen von Laibach, und natürlich die Swans. Und es ist allseits bekannt - an der Spitze, bei den Pionieren ist man einsam! Obwohl sie in eheblichen Maas den Weg ebneten, den ein paar Jahre später und mit grossem (kommerziellen) Erfolg die sogenannten Industriel-Bands der zweiten Welle auch begingen, sollten die Young Godes nie über den Status eines Insider-Tipps hinwegkommen. Dieses ganze Industriel-Zuges sollte in den 90er, vorzugsweise in den US of A ein grosses Ding werden, zahlreiche Bands, gute wie schlechte, wurden zu Stars, nicht wenige davon referenzierten immer wieder auf die Young Gods. Der grosse Trent Reznor, die damals sehr angesagten Ministry und auch professionelle Weirdos wie Devin Townsend und Mike Paton. Ausserhalb der Schweiz (sie sind quasi Nachbarn von mir … ein bisschen übertrieben, aber auch nicht vollends falsch) sollten sie aber kaum ernsthafte Spuren hinterlassen. Wobei dies so nicht ganz stimmt. Denn in den USA, während der Hochblüte des Industriel-Rocks, konnte auch die YG ihre Saat endlich ernten! Mit ihrer grossartigen TV-Sky LP tourten sie mit recht fettem Car und Equipment durch die Staaten. Und so hatten die Young Gods nebst künstlerischen auch kommerziellen Erfolg … einigermassen.
Warum ihnen die ganz grosse Karriere, die so manchem anderen, durchschnittlichen Industriell-Rock Combos winkte, mehr oder weniger vollends versagt sein sollte, muss aber wohl mit eine Verschwörung begründet werden! Oder etwas ernster: Wahrscheinlich waren sie selbst im eher extremen Industriel-Rock-Lager ein Zacken zu extrem!
Nummer 3 - Nick Drake
Der in Burma geboren Nicholas Rodney Drake ist einer dieser tragischen Helden, die nur zu oft an der himmelschreienden Ungerechtigkeiten der Welt verzweifeln und zerbrechen, nie auch nur die geringste Wertschätzung erhalten, geschwiege den die Würdigung, die sie verdienen, und die erst nach ihrem Tode zu spätem Ruhm gelangen sollen.
Drei grossartige LPs spielt Nick Drake in seinem viel zu kurzen Leben ein, allesamt von einzigartiger Ästhetik, ergreifend, aufwühlend, tief poetisch, zum Weinen und zum Sterben schön. Von keiner wurden mehr als beschiessene 5000 Stück verkauft! Das zur selben Ziert sich nahe am groben Unfug bewegende Grenzdebile wie Donovan, The Sweets oder noch schlimmer, die Bay Citys Rolles, gosse und nachhaltige Erfolge einfuhren, zeigt einmal mehr, falls es denn vergessen wurde, was für eine hinterhältige Bitch dieses Musikgeschäft doch ist!
Obwohl von Kollegen und auch den meisten Journalisten hochgelobt, sehr geschätzt und stets guten Kritiken einfahrend, war Drake für die grosse Masse wohl einfach nicht zu fassen, zu tiefgründig und zu nachdenklich. Seine dunklen, von Weltschmerz durchsetzen Lyrics sollten so manches Lebensrätsel, so manches Mysterium enthüllen, nur um dann umgehend neue, unbeantwortete Fragen aufzuwerfen, das Enigma auf ein Neues zu erschaffen.
In ergreifender Eloquenz und mit tief bewegenden Worten wird im Zusammenspiel mit den spartanisch, melancholischen Klängen eine durchdringende Tiefe kreiert, die in unseren schnelllebigen, durch Austauschbarkeit dominierten Tagen, immer, für alle Tage einen Status der Erhabenheit einnehmen wird!
Fast 30 Jahre später sollte Nick Drake durch eine Werbespot von Opel doch noch einen gewisse Bekanntheit erlangen… zweifellos eine pervertierten Ironie, wie es sie nur in einer Scheisswelt wie der unsrigen geben kann!
Inzwischen sind alle drei Studioalben von Nick Drake in der Liste der 500 besten Scheiben aller Zeiten des Rolling Stones-Magazin zu finden! Heute gehört er unter Liebhabern der Musik, die nicht nur konsumieren, sondern ernsthaft zuhören, zu den hellsten Sternen die jemals am Firmament erstrahlten! Zu schade, dass Nick dies nicht mehr erleben sollte …
Was ist der Welt mit diesem Mann verlorengegangen!
Nummer 2 - Sixteen Horsepower
Wenn eine Band in wirklich allen Genres glühende Anhänger rekrutiert, in den Alternative-und Punk-Magazinen gelobt, von Metal-Musikern als Inspiration angegeben, von Gothic-Rockern heissgeliebt wird … und wenn diese Band im weitesten Sinne Country spielt … dann mag man sich ev. in einen David Lynch-Film versetzet fühlen, oder gar in ein Gemälde von Hieronymus Bosch! Aber 16 Horsepower, oder Sixteen Horsepower (beide Schreibweisen sind korrekt) sind dermassen einzigartig, unberechenbar, dass für sie, ihre Musik und ihre Fans keine Normen gelten.
Aufgewachsen in der Church of the Nazarene, grösstenteils von einer Grossmutter aufgezogen, die laut Sänger David Eugene Edwards "ein bisschen den Verstand verloren hatte" , mit Grandpa Tod-und Pestilenz- predigend durchs Land gezogen, sollten diese Einflüsse unabdingbar mit dem Gesamtkunstwerk Sixteen Horsepower eiihergehen. In biblischer Sprache wird von den Verfehlungen der Menschen berichtet, um Vergebung gefleht, Schuld und Sühne, Feuer und Schwefel besungen! Da mag ein jeder dazu stehen wie er will, aber in Kombination mit dieser Musik, diesem einzigartigen Indie-Rock oder Alternative-County, mit diesem morbiden Charme in dieser depressiven Romantik, entsteht ein Sound, der so ernsthaft, nachdenklich aber auch cool groovend und lässig ist, wie er nur, und wirklich nur von 16 Horsepower zelebriert wird, zelebriert werden kann!
Doch wie klingen Sixteen Horsepower überhabt (doch, ich benutze absichtlich die unterschiedliche Schreibweisen, Klugscheisser)? Hm, gar nicht so einfach. In erster Line dürfte es Alternative-Rock sein, eine Bezeichnung die immer dann greift, wenn man ein breites Feld abdecken will. Folk? Singer and Sonwiter-Zeugs, Psycedelic … alles irgendwie richtig! Tatsächlich trifft es Country wohl am besten! Country … wer wie ich (bis mir die American Recordings begegneten) mit Country in erster Line einen strahlender Kenny Rogers und ein brutal überschminkte Dolly Parton verbinden, der liegt … definitiv falsch! Keine Frage, Country kann grausam sein, aber es gibt noch eine andere Art von Country: schwerer und dunkler amerikanischer Roots-Rock, staubtrockner Outlaw-Country! Und genau hier sind, 16 Horsepower zuhaus. Oft kommt sogar der Terminus Gothic-Country zum Tragen, irgendwie dümmlich, aber eben doch recht treffend.
Um die Jamsession-Metapher erneut zu bemühen: Sixteen Horsepower klingen irgendwie nach Nick Cave meets Joy Division, einem Schuss The Doors und natürlich Johnny Cash, das Ganze im Post-Punk-Kleid, vor 100 Jahren in einer Whiskeybrennerei eingespielt - klingt schräg und stimmt irgendwie auch nicht … aber irgendwie kommt es nahe dran!
Unterm Strich sind 16 Horsepower das wohl intensivste Hörerlebnisse, welches jemals über den grossen Teich rein in das alte Europa reiste. Und so war es auch im alten Europa, in dem Sixteen Horsepower namhafte Erfolge verbuchen konnte. Natürlich fernab aller Hitparaden, jedoch mit einer kleinen, treuen Fangemeinde. Die kleineren Clubs waren stets gut gefüllt, die Scheiben verkauften sich ordentlich und in der Szene geniessen die Jungs absoluten Kultstatus. Selten war dieser dermassen berechtigt!
Wäre unserer Welt aber nur ein bisschen gerecht, 16 Horsepower wären zu einer der grössten Bands aller Zeiten emporgestiegen!
Nummer 1 - The God Machine
Anfang der 90er sollten die Amerikaner und Wahl-Londoner von The God Machine zwei überaus bemerkenswerte, innovative, hochgradig intensive, kurz gesagt: zwei brillante LPs veröffentlichen, die es eigentlich verdient hätten, die Band in den Olymp des intelligenten, ernsthaften Kopfkino-Rocks zu katapultieren!
Irgendwo in der Schnittmenge des melancholischen Indie-Rock, wildem Noise und orientalisch angehauchtem Psychedelic, klingen sie wie eine Jam-Sezession von Tool mit den Smashing Pumpkins, die sich als Sänger den depressiven und Drachen jagenden Bruder von Perry Farell abgegriffen haben. God Machine lassen die dramatischsten Ereignisse eines jeden auferstehen, machen sie hörbar und fühlbar, machen sie greifbar und erlebbar!
Interessanterweise eröffnet uns der Song Dream Machine mit einem Filmsample (von The Sheltering Sky) die Tür zum Debut Scenes from the Second Storey. Interessant insofern, als das Neurosis auf ihrem Enemy of the Sun, aus dem genau gleichen Jahr den genau gleichen Sample zur Eröffnung benutzten. Und auf eine abstrakte Art und Wiese stehen beide LPs in einem Gewissen Kontext. Kenner beider Outputs mögen mich jetzt für einen musikalischen Analphabeten halten! Aber ich finde, dass die Stimmung durchaus zu vergleiche ist. Mag sein, dass Enemy of the Sun der Soundtrack zum Weltuntergang ist, während dem Weltuntergang. Scene o the Second Story wäre jedoch die letzte Schiebe unmittelbar davor, und die erste danach! Beide Epen verbinden gekonnt ein Laut-Liese Spiel, brechen oft brachial aus, bieten immer wieder ruhige Passagen, die jedoch nicht zum Verweilen und Verschnaufen einladen, die im Gegenteil, aufgrund ihrer Intensivität noch tiefere Gräben und Abgründe aufreissen. Freilich gehen God Machine wesentlich subtiler ans Werk, zeigen sich weniger extrem und lassen Raum für Schönheit, die Wirkung ist aber oft vergleichbar.
Auf dem Zweitwerk One Last Laugh In A Place Of Dying sollten sich die drei Amis feinfühliger, kanalisierter aber auch schwermütiger präsentieren. Eine Album voller elegischer Schönheit, Verzweiflung und tiefer Trauer, der Schrei um Vergebung, der Wunsch nach Versöhnung!
One Last Laugh In A Place Of Dying sollte mehr sein, als die mit der schwarzen Szene einhergehende, romantisierte Todessehnsucht. On Last … war der unheilgeschwängerte Vorbote des Unglücks. Kurz nach dem die LP eingespielt war, während dem Mastering, musste Bassist Jimmy Fernandez aufgrund schlimmster Kopfschmerzen hospitalisiert werden. Er verstarb noch am selben Tag infolge eines bösartigen Gehirntumors im viel zu jungen Alter von 28 Jahren! God Machine mussten nicht nur den High-School Freund zu Grabe tragen, auch wurde die Band an diesem Tag beerdigt.
Ich bin verdammt stolz, God Machin einmal live erlebt zu haben. 93 gaben sie am Roskilde Festival einen extrem guten, intensiven, teilweise knallhart eingespielten und vom Publikum grandios abgefeierten Gig …und ich war dabei!
Und so erlaube ich mir hier einen Appel - einen Appell an euch, ihr Fans von Tool, Anhänger des dunklen Nick Cave, Poeten des Nick Drake, ihr Fans des schwermütigen Blues eines Mark Lanegan, ihr Prediger der 16 Horsepower-Evangelien, Jünger von Madrugada, ihr, die ihr Musik hört und nicht nur konsumiert, die ihr sucht, und noch nicht gefunden habt, die ihr lebt doch eurer Vergänglichkeit bewusst seit: Holt euch Scenes from the Second Storey und One Last Laugh In A Place Of Dying!
Auf ein letztes Lachen an einem Ort des Sterbens!
Wie auch immer, wenn schon die 10 meisten überschätzen Bands zur Sau gemacht werden, muss nun natürlich der Gegenentwurf folgen. Hier sind sie: Die zehn meist unterschätzten Bands meines Jagdgebietes!
Nummer 10 - Julian Cope
Getarnt hinter d

Dabei bedient sich Cope unterschiedlichster Stilmittel, variiert selbige schon innerhalb der Songs, deutlicher auf seinen Alben, und schon fast grenzenlos über die gesamte Karriere gesehen. Anfänglich noch in einer Mischung aus Synthie-Pop und Psycedelic-Rock. Später krautrockig, punkig, manchmal dem Folk, dann wieder den Singer and Songwriter-Stuff zugeneigt. Akustische Liebeserklärungen die einander ablösen, ersetzen, verdrängen, manchmal auch harmonisch nebeneinander stehend, dann gar symbiotisch verwoben sind, sich gegenseitig befruchten! Irgendwie sollte für jeden etwas dabei sein; worin sich vielleicht das Problem (kommerziell gesehen) manifestiert. Ein zu breites Flächenbombardement, dass sich wohl bei keiner Zielgruppe nachhaltig platzieren kann, im Zusammenspiel mit dem süssen Wahnsinn wohl einfach zu reizüberflutet daher kommt, um wirklich viel verkauft zu werden … darum kennt kaum ein Knochen den guten Mr. Cope!
Nummer 9 - King's X

Wobei erfolglos heissen soll, wie eigentlich immer in diesem Post: nicht mit der angebrachten Wertschätzung gewürdigt!
Ihr Sound, zeitlos, stillvoll, unberechenbar und einfach nur cool, prägte schon Ende der 80er so manches Wasserzeichen, welches zu späteren Stunden die späteren Trents, heute als modern, hype und zeitnah geltend, markierte. King's X verstehen es gekonnt, sich zwischen alle Stühle zu setzen und sind dadurch nur äussert schwer greifbar; was ev. das Geheimnis ihres Misserfolgs sein mag!
Manchmal cool groovend, dann wider wunderbar beschwingt, oft ausufernd aber stets kontrolliert, treffen eingängige Melodien auf puren Rock n‘ Roll, bringt nicht selten die Soul des Souls mit sich. Ihre Songs lassen sogar jazzigen Arrangements Luft und Raum, Gitarre, Bass und Drum spielen harmonisch zusammen, entfernen sich voneinander, kreieren eine in sich stimmige Dissonanz (gibt’s das?) um sich dann wider zu finden und gemeinsam in Harmonie und Würde des Weges zu ziehen… irgendwie so!
Und ja, es wird immer und immer wieder erwähnt, und es ist zweifellos eines der unverwechselbare Markenzeichen der der Texaner; aufgrund des oft dreistimmigen Gesangs erinnern die Könige an die eine, an die einzige, an die ganz grosse Band aus Liverpool, deren Namen in Zusammenhang mit King's X immer wieder fällt! Was weiss Gott keine Schande ist! Denn kaum eine andere Band schafft es, so dezent, respektvoll und doch eindeutig und offensichtlich die Beatles zu zitieren! Wodurch nicht selten der Eindruck entsteht, dass sich genauso und genau jetzt die vier Pilzköpfe anhören könnten… und dies, dies ist wahrhaftig eines der grössten Komplimente, das man aussprechen kann!
Nummer 8 - Front 242
Zugegeben, Fron

Front 242 müssen quasi als Initiatoren der EBM angesehen werden, und stellen somit in erheblichem Masse das Grundgerüst dar, auf dem mehr oder weniger alle tanzbaren Electro-Genres aufgesetzt sind. Und dies, dies ist doch einfach bei den heutigen Goa-und Techno-Kids zu wenige im Bewusstsein!
EBM, diese Anfang der 80er entstandene Strömung nahm ihre Inspiration aus den frühen, ehr experimentell ausgereichteten Industriel-Bands, fuhr die Extremität zurück und präsentiert so einen neue Subkultur, die zwar eigenständig, kaum kommerziell taktierend, aber doch eine grössere Masse ansprechen sollte. Wenn auch nicht vollends darauf verzichte wurde, sollten die Provokationen der Industriel-Szene, seien dies das medienwirksame Auftreten bezüglich martialischer Ideologie, oder die ins schmerzhaft ausufernden Lärmorgien, in ein erträgliches Mass konvertiert werden. Trotzdem sollte die EBM im Verglich zu dem heutigen Clubsound wesentlich radikaler zu Tage treten. Anstelle einer weltfremden Utopie oder diesem ausufernden Hedonismus, standen Konflikte und Konfrontationen mit der Realität; mit dem kalten Krieg, der Industrialisierung oder mit politischen Spannungen.
So provozierte auch Front 242 als einer des ersten mit einem an Paramilitarismus angelehnten Auftreten. Schusssicher Westen und an Songtitel, die nicht selten an gängige politische Kampfbegriffe gemahnen, waren die markantesten Trademarks. Soundmässig produzierten Front einen tanzbaren, rein elektronisch groovenden Sound, dessen Roots im Punk und dem Industriel der frühen Jahre zu finden war. Zahlreich Club-Hits sollten eine neue Art der Jugendkultur einleiten, keine betrinkenden, grölenden Rock'n Roller, keine seichten dahinschmachten Popper, sondern neue, synthetische Klänge, deren Nachhaltigkeit zu diesem Zeitpunkt kaum abzusehen waren. Schlussendlich war es die die Geburtsstunde eines neuen Genres! Selbstverständlich gab es neben Front 242 noch andere, einflussreiche Bands und Projekte, selbstverständlich zogen auch Front 242 ihre Inspiration bei andern Pionieren ab, die es schon länger gab. Doch behaupte ich trotzdem mal, dass es ohne Front 242 die Loveparade nie gegeben hätte! Lässt sich so natürlich nie und nimmer beweisen, aber eben auch nie und nimmer vollständig wiederlegen!
Nummer 7 - Saint Vitus

Gestartet als die einzig legitimen Erben Black Sabbaths der Osbourne-Ära, halten Saint Vitus seit 79 die Flagge des lauten Rock'n Rolls empor, ungeschönt schnörkellos und nur aufs Wesentliche reduziert! Von Anfang an verzichteten sie auf den überladenen, epischen Pathos, dem nicht wenige andere Doom-Bands verfallen sind. Ultramaskulin und testosteronüberflutet gaben sie seit Beginn ihrer Karriere, vor allem aber nach dem Einstig von Scott Weinrich, ihre Vision des furztrockenen, dreckigen, spartanisch und knochenharten Heavy-Rock zum Besten. Und sollten nie auch nur den geringsten Erfolg damit haben, Kacke verflucht!
Eigentlich schwer verständlich, denn ihr Sound müsste doch eigentlich einen breiten Klientel abholen: Hard-Rocker der 70er, Bikers und natürlich die offensichtlichen Black Sabbath-Fans, aber auch sonstige, Stoner, Epic-Doomer und auch die Death'n Roller und … ach komm, eigentlich doch irgendwie alle Stromgitarren-Leute! Schwer verständlich, dass Saint Vitus zu keiner schönen, soliden Hard Rock-Karriere durchstarteten. Nicht im Sinne von Guns'N Roses oder AC/DC, aber eine paar Auftritte an den grossen Festivals, Touren durch die mittelgossen Hallen von Europa und ab und an der Supporting-Act im Gepäck von Metallica oder Anthrax hätte es schon sein dürfen.
Mehr oder wenige während ihrer gesamten Karriere galten St. Vitus als eine der einflussreichsten Hard Rocker und unangefochten Pioniere des Doom-Metals. Nebst dem anerkennenden Schulterklopfen der Szene blieb aber kaum etwas davon nachhaltig hängen, vor allem nicht die verdienten Peseten! So bleibt nur der Nimbus übrig, dass Saint Vitus einer der letzten richtigen Rockbands sind, eine Band von Männern für Männer, Männer mit richtigen Eiern, Eier wie Kokosnüssen!
Nummer 6 - Celtic Frost

Nach der Umbenennung in Celtic Frost (meine Fresse, dieser Name ist einfach nur purster Heavy Metal) sprengten sie alle Grenzen in ihrem eng abgesteckte Territorium und hätten eigentlich ununterbrochen mit Innovationspreisen überhäuft werden sollen. Stattdessen waren sie ihre Zeit halt gut und gerne 10 oder mehr Jahre voraus und sollten erst mit dem Siegeszug des Black Metals (der zweiten, der skandinavischen Welle) und der Salonfähigkeit eines Marilyn Manson und Konsorten die Lorbeeren abholen, die ihnen zustehen!
Denn heute, heute beruft sich manch einer auf CF, egal aus welcher Sparte des Extrem Metals! Mit artfremden Elementen, sei dies Frauengesang oder klassischen Einsprengsel, überforderten sie jedoch zu ihrer Zeit so manchen Journalisten erheblich. Die alten Säcke unter uns, zu denen auch ich gehöre, mögen sich ev. noch erinnern, wie seiner Zeit Cetic Frost regelmässig von den Musik-Gazetten als wirrköpfige, unfähige Soundanalphabeten stigmatisiert wurden! Dies mag zwar aufgrund der Hellhammer-Outputs eine gewisse Berechtigung haben, war spätestens aber mit der Veröffentlichung von To Mega Therion vollkommen unangebracht.
Aber To Mega Therion war eh nur ein laues Lüftchen, quasi der Verbote des Orkanes, der da in Form von Into the Pandemonium folgen sollte! Ein Monster von einer Platte! Dermassen mutig, unkonventionell und kompromisslos , dass ob dieser kommerziellen Verweigerungshaltung erneut ein grosser Teil der Journalisten damit überhaupt nicht klar kam. Notabene dieselben Journalisten, die Into the Pandemonium heute zu den wichtigsten LP des Metals zählen, die schon immer glühende CF-Fans waren, die schon immer diesen Nonkonformismus liebten, die heutzutage in jeder Cannibal Corps oder Immortal oder Moonspell-Scheibe die Einflüsse von CF heraushören wollen.
Nein, damals wurde CF aufgrund des technischen Infantilismus aus Hellhammer-Tagen regelmässig abgewatscht, und auch unter dem Label Cetic Frost blieb der Ton grosso modo derselbe. Auch die betrinkenden Rocker sollten die Tiefe von Into the Pandemonium nicht erfassen können, fanden zwar einige Riffs ganz cool, die Scheibe im Grossen und Ganzen aber irgendwie schräg!
So bleib der kommerzielle Erfolg, der zwischenzeitlich wahrlich verdienet gewesen wäre, weiterhin aus.
Wären die Frosties auf den fahrenden Zug aufgesprungen, hätten sie den x-ten Aufguss von Regin in Blood oder Masters Of Puppets zelebriert; die Karriere wäre wohl ganz anders verlaufen.
Nummer 5 - Madrugada

Madrugada sind befähigt, solche Songs zu schreiben. In ihrer Heimat Norwegen schon seit langer Zeit Stars und mit Preisen überhäuft, sind sie ausserhalb Skandinaviens nie über den Insider-Tipp hinweggekommen. Nicht wenige werden beim Namen Madrugada an eine Salsa, Merengue-oder Bossa Nova Band denken!
Madrugada spielen jedoch in einem ganz und gar anderen Stadion. Mit ihrem rauen und kraftvollen Sound, geht stehst auch eine nachdenkliche, atmosphärische Schönheit einher. Ohne groben Schnitt und äusserst homogen kombinieren Sie antiquiert klingend Arrangements mit zeitgemässer Alternativ-Rock-Ästhetik.
Madrugada verstehen es gekonnt, jedem Song, ob todtraurig oder leicht abgedreht rockend und rollend, einen ureigenen Stempel aufzudrücken. Keine Frage, Madruganda sind ohne Zweifel eine wichtige Band! Denn jeder von uns wir irgendwann in der Stimmung anzutreffen sein, in der genau und nur Madrugada als Medizin einzusetzen ist. Nur selten gelingt es einer Band, dermassen souverän den Spagat zwischen tiefgründigem Anspruch und trendiger Coolnes zu vollziehen. Angenehm schrammiger Indie-Rock trifft auf verdichteten Schweremut. Getragen von dieser durch Rotwein, Whisky und Ziergarten aufgerauten Stimme, entstehen vor dem inneren Auge Bilder voller dunkler Romantik, morbider Schönheit, eine Staffelei des Weltschmerz … jedoch einfach saucool und zeitgemäss präsentiert!
Jeder ernsthafte Rock n Roller müsste irgendwo in den fünf Studioalben von Madrugada sein persönliches Kleinod finden. Und schon nur deshalb hätte es dies Band verdient, gross und berühmt und unermesslich reich zu werden! Wer dermassen elegant die Quintessenz der ernsten Rockmusik destilliert, ist in der sich stets selber kopierenden, nur auf Profit ausgerichteten Musikwelt ein Unikum.
Nummer 4 - The Young Gods

Sich stets eine Dreck um allfällige Konvention des Mainstream scherend, erschufen die Schweizer Mitte der 80er ihren ureigenen, bis heute unerreichten und kaum berührten Mikrokosmos aus Electro, wüst fetzenden Gitarrensamples und Franz Treichlers Whiskeystimme.
Den Pfad den die jungen Götter betraten (der Name ist übrigens ein Songtitel ihre Idole, der New Yorker Swans), ging davor kaum eine andere Combo derart konsequent, am ehestens noch die durchgeknallten Slowenen von Laibach, und natürlich die Swans. Und es ist allseits bekannt - an der Spitze, bei den Pionieren ist man einsam! Obwohl sie in eheblichen Maas den Weg ebneten, den ein paar Jahre später und mit grossem (kommerziellen) Erfolg die sogenannten Industriel-Bands der zweiten Welle auch begingen, sollten die Young Godes nie über den Status eines Insider-Tipps hinwegkommen. Dieses ganze Industriel-Zuges sollte in den 90er, vorzugsweise in den US of A ein grosses Ding werden, zahlreiche Bands, gute wie schlechte, wurden zu Stars, nicht wenige davon referenzierten immer wieder auf die Young Gods. Der grosse Trent Reznor, die damals sehr angesagten Ministry und auch professionelle Weirdos wie Devin Townsend und Mike Paton. Ausserhalb der Schweiz (sie sind quasi Nachbarn von mir … ein bisschen übertrieben, aber auch nicht vollends falsch) sollten sie aber kaum ernsthafte Spuren hinterlassen. Wobei dies so nicht ganz stimmt. Denn in den USA, während der Hochblüte des Industriel-Rocks, konnte auch die YG ihre Saat endlich ernten! Mit ihrer grossartigen TV-Sky LP tourten sie mit recht fettem Car und Equipment durch die Staaten. Und so hatten die Young Gods nebst künstlerischen auch kommerziellen Erfolg … einigermassen.
Warum ihnen die ganz grosse Karriere, die so manchem anderen, durchschnittlichen Industriell-Rock Combos winkte, mehr oder weniger vollends versagt sein sollte, muss aber wohl mit eine Verschwörung begründet werden! Oder etwas ernster: Wahrscheinlich waren sie selbst im eher extremen Industriel-Rock-Lager ein Zacken zu extrem!
Nummer 3 - Nick Drake

Drei grossartige LPs spielt Nick Drake in seinem viel zu kurzen Leben ein, allesamt von einzigartiger Ästhetik, ergreifend, aufwühlend, tief poetisch, zum Weinen und zum Sterben schön. Von keiner wurden mehr als beschiessene 5000 Stück verkauft! Das zur selben Ziert sich nahe am groben Unfug bewegende Grenzdebile wie Donovan, The Sweets oder noch schlimmer, die Bay Citys Rolles, gosse und nachhaltige Erfolge einfuhren, zeigt einmal mehr, falls es denn vergessen wurde, was für eine hinterhältige Bitch dieses Musikgeschäft doch ist!
Obwohl von Kollegen und auch den meisten Journalisten hochgelobt, sehr geschätzt und stets guten Kritiken einfahrend, war Drake für die grosse Masse wohl einfach nicht zu fassen, zu tiefgründig und zu nachdenklich. Seine dunklen, von Weltschmerz durchsetzen Lyrics sollten so manches Lebensrätsel, so manches Mysterium enthüllen, nur um dann umgehend neue, unbeantwortete Fragen aufzuwerfen, das Enigma auf ein Neues zu erschaffen.
In ergreifender Eloquenz und mit tief bewegenden Worten wird im Zusammenspiel mit den spartanisch, melancholischen Klängen eine durchdringende Tiefe kreiert, die in unseren schnelllebigen, durch Austauschbarkeit dominierten Tagen, immer, für alle Tage einen Status der Erhabenheit einnehmen wird!
Fast 30 Jahre später sollte Nick Drake durch eine Werbespot von Opel doch noch einen gewisse Bekanntheit erlangen… zweifellos eine pervertierten Ironie, wie es sie nur in einer Scheisswelt wie der unsrigen geben kann!
Inzwischen sind alle drei Studioalben von Nick Drake in der Liste der 500 besten Scheiben aller Zeiten des Rolling Stones-Magazin zu finden! Heute gehört er unter Liebhabern der Musik, die nicht nur konsumieren, sondern ernsthaft zuhören, zu den hellsten Sternen die jemals am Firmament erstrahlten! Zu schade, dass Nick dies nicht mehr erleben sollte …
Was ist der Welt mit diesem Mann verlorengegangen!
Nummer 2 - Sixteen Horsepower

Aufgewachsen in der Church of the Nazarene, grösstenteils von einer Grossmutter aufgezogen, die laut Sänger David Eugene Edwards "ein bisschen den Verstand verloren hatte" , mit Grandpa Tod-und Pestilenz- predigend durchs Land gezogen, sollten diese Einflüsse unabdingbar mit dem Gesamtkunstwerk Sixteen Horsepower eiihergehen. In biblischer Sprache wird von den Verfehlungen der Menschen berichtet, um Vergebung gefleht, Schuld und Sühne, Feuer und Schwefel besungen! Da mag ein jeder dazu stehen wie er will, aber in Kombination mit dieser Musik, diesem einzigartigen Indie-Rock oder Alternative-County, mit diesem morbiden Charme in dieser depressiven Romantik, entsteht ein Sound, der so ernsthaft, nachdenklich aber auch cool groovend und lässig ist, wie er nur, und wirklich nur von 16 Horsepower zelebriert wird, zelebriert werden kann!
Doch wie klingen Sixteen Horsepower überhabt (doch, ich benutze absichtlich die unterschiedliche Schreibweisen, Klugscheisser)? Hm, gar nicht so einfach. In erster Line dürfte es Alternative-Rock sein, eine Bezeichnung die immer dann greift, wenn man ein breites Feld abdecken will. Folk? Singer and Sonwiter-Zeugs, Psycedelic … alles irgendwie richtig! Tatsächlich trifft es Country wohl am besten! Country … wer wie ich (bis mir die American Recordings begegneten) mit Country in erster Line einen strahlender Kenny Rogers und ein brutal überschminkte Dolly Parton verbinden, der liegt … definitiv falsch! Keine Frage, Country kann grausam sein, aber es gibt noch eine andere Art von Country: schwerer und dunkler amerikanischer Roots-Rock, staubtrockner Outlaw-Country! Und genau hier sind, 16 Horsepower zuhaus. Oft kommt sogar der Terminus Gothic-Country zum Tragen, irgendwie dümmlich, aber eben doch recht treffend.
Um die Jamsession-Metapher erneut zu bemühen: Sixteen Horsepower klingen irgendwie nach Nick Cave meets Joy Division, einem Schuss The Doors und natürlich Johnny Cash, das Ganze im Post-Punk-Kleid, vor 100 Jahren in einer Whiskeybrennerei eingespielt - klingt schräg und stimmt irgendwie auch nicht … aber irgendwie kommt es nahe dran!
Unterm Strich sind 16 Horsepower das wohl intensivste Hörerlebnisse, welches jemals über den grossen Teich rein in das alte Europa reiste. Und so war es auch im alten Europa, in dem Sixteen Horsepower namhafte Erfolge verbuchen konnte. Natürlich fernab aller Hitparaden, jedoch mit einer kleinen, treuen Fangemeinde. Die kleineren Clubs waren stets gut gefüllt, die Scheiben verkauften sich ordentlich und in der Szene geniessen die Jungs absoluten Kultstatus. Selten war dieser dermassen berechtigt!
Wäre unserer Welt aber nur ein bisschen gerecht, 16 Horsepower wären zu einer der grössten Bands aller Zeiten emporgestiegen!
Nummer 1 - The God Machine

Irgendwo in der Schnittmenge des melancholischen Indie-Rock, wildem Noise und orientalisch angehauchtem Psychedelic, klingen sie wie eine Jam-Sezession von Tool mit den Smashing Pumpkins, die sich als Sänger den depressiven und Drachen jagenden Bruder von Perry Farell abgegriffen haben. God Machine lassen die dramatischsten Ereignisse eines jeden auferstehen, machen sie hörbar und fühlbar, machen sie greifbar und erlebbar!
Interessanterweise eröffnet uns der Song Dream Machine mit einem Filmsample (von The Sheltering Sky) die Tür zum Debut Scenes from the Second Storey. Interessant insofern, als das Neurosis auf ihrem Enemy of the Sun, aus dem genau gleichen Jahr den genau gleichen Sample zur Eröffnung benutzten. Und auf eine abstrakte Art und Wiese stehen beide LPs in einem Gewissen Kontext. Kenner beider Outputs mögen mich jetzt für einen musikalischen Analphabeten halten! Aber ich finde, dass die Stimmung durchaus zu vergleiche ist. Mag sein, dass Enemy of the Sun der Soundtrack zum Weltuntergang ist, während dem Weltuntergang. Scene o the Second Story wäre jedoch die letzte Schiebe unmittelbar davor, und die erste danach! Beide Epen verbinden gekonnt ein Laut-Liese Spiel, brechen oft brachial aus, bieten immer wieder ruhige Passagen, die jedoch nicht zum Verweilen und Verschnaufen einladen, die im Gegenteil, aufgrund ihrer Intensivität noch tiefere Gräben und Abgründe aufreissen. Freilich gehen God Machine wesentlich subtiler ans Werk, zeigen sich weniger extrem und lassen Raum für Schönheit, die Wirkung ist aber oft vergleichbar.
Auf dem Zweitwerk One Last Laugh In A Place Of Dying sollten sich die drei Amis feinfühliger, kanalisierter aber auch schwermütiger präsentieren. Eine Album voller elegischer Schönheit, Verzweiflung und tiefer Trauer, der Schrei um Vergebung, der Wunsch nach Versöhnung!
One Last Laugh In A Place Of Dying sollte mehr sein, als die mit der schwarzen Szene einhergehende, romantisierte Todessehnsucht. On Last … war der unheilgeschwängerte Vorbote des Unglücks. Kurz nach dem die LP eingespielt war, während dem Mastering, musste Bassist Jimmy Fernandez aufgrund schlimmster Kopfschmerzen hospitalisiert werden. Er verstarb noch am selben Tag infolge eines bösartigen Gehirntumors im viel zu jungen Alter von 28 Jahren! God Machine mussten nicht nur den High-School Freund zu Grabe tragen, auch wurde die Band an diesem Tag beerdigt.
Ich bin verdammt stolz, God Machin einmal live erlebt zu haben. 93 gaben sie am Roskilde Festival einen extrem guten, intensiven, teilweise knallhart eingespielten und vom Publikum grandios abgefeierten Gig …und ich war dabei!
Und so erlaube ich mir hier einen Appel - einen Appell an euch, ihr Fans von Tool, Anhänger des dunklen Nick Cave, Poeten des Nick Drake, ihr Fans des schwermütigen Blues eines Mark Lanegan, ihr Prediger der 16 Horsepower-Evangelien, Jünger von Madrugada, ihr, die ihr Musik hört und nicht nur konsumiert, die ihr sucht, und noch nicht gefunden habt, die ihr lebt doch eurer Vergänglichkeit bewusst seit: Holt euch Scenes from the Second Storey und One Last Laugh In A Place Of Dying!
Auf ein letztes Lachen an einem Ort des Sterbens!
1 Kommentare:
cool, jemand der the god machine in richtiger art huldigt, und 16 HP sind auch geil!!
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